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Unterschiede zwischen Mittel- und Oberstufenakademie aus der Sicht eines Schülers

Veröffentlicht am 31. August 2022 im Burg-Blog von ; zuletzt geändert: 20. Oktober 2022
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Bist du momentan ein Schüler und überlegst, ob du zwei Wochen im Sommer auf der Burg Fürsteneck verbringen willst? Dann bist du hier richtig, denn ich werde hier über viele meiner Erfahrung berichten und vor allem darüber, was dich auf der Mittel – oder Oberstufenakademie erwartet – die Unterschiede sind größer als viele denken.

In diesem Jahr bin mit meinen 16 Jahren der zweitjüngste Teilnehmer der Akademie und der jüngste Teilnehmer im Fachkurs Physik. Außerdem bin ich gerade zwischen der Mittelstufe und der Oberstufe – ich komme nach den Ferien in die E-Phase. Damit hatte ich die einmalige Möglichkeit, mich zu entscheiden, ob ich mich für die Mittel- oder für die Oberstufenakademie bewerbe. Für mich war das eine klare Sache: Die Oberstufe. Vor allem in den MINT-Fächern habe ich in der Schule kaum Probleme und mich somit für mich ganz logisch für die Oberstufenakademie angemeldet. Dass das auf so gut wie jeden hier zutrifft, habe ich vorher nicht bedacht und im Folgenden möchte ich euch meine Erfahrungen mitteilen.

Arbeitsaufwand vor der Akademie

Der definitiv größte Unterschied zwischen den beiden Akademien ist der Arbeitsaufwand vor der Akademie. Für die Mittelstufenakademie habe ich mich quasi gar nicht vorbereitet. Ich bin einfach hingegangen und habe auch nie wirklich Vorwissen gebraucht. Bei der Oberstufenakademie war es so, dass es schon vor der Akademie zwei Dinge gab, die sehr viel Zeit in Anspruch genommen haben.

Den kleineren Einfluss darauf hatte das Mathe-Vortreffen, in dem wir gemeinsam die mathematischen Grundlagen unseres Kurses erarbeiteten. So ein Vortreffen gibt es meines Wissens nach bei jedem Hauptkurs. Mit An- und Abreise geht damit locker ein Samstag drauf, es ging so um 10 Uhr los und endete um 18 Uhr. Ich persönlich kann nicht viel dazu sagen, weil ich leider mit Corona zu Hause saß und somit nur per Zoom zugeschaltet war. Dennoch habe ich davon das Meiste verstanden.

Der deutlich zeitaufwendigere Teil der Vorbereitung war eine 30-minütige Präsentation, die im Rahmen des Physik-Kurses gehalten wurde und von der ich bei der Anmeldung für die Akademie nichts wusste. Dafür habe ich mich mehrere Male mit einem meiner Betreuer getroffen und insgesamt (schätzungsweise) 50-100 Arbeitsstunden benötigt.

Dieser Zeitaufwand schon vor der Akademie selbst muss einem auf jeden Fall bewusst sein – mir war er es nicht und ich war ehrlich gesagt auch etwas von dem Umfang geschockt. Vor allem die Arbeit mit einem wirklichen wissenschaftlichen Buch war sehr kompliziert und teilweise für mich unverständlich – insbesondere da mir das entsprechende Vorwissen fehlte und ich noch nie auf diese Weise gearbeitet habe. Am Ende hat es aber trotzdem Spaß gemacht, weil mir die Physik an sich viel Spaß bereitet.

Freizeit

Einer anderen Sache muss man sich auch unbedingt bewusst sein: Freizeit gibt es kaum. Über zwölf Tage ist das definitiv anstrengend – man hat nicht viel mehr als ein Stunde mittags und, wenn man um elf Uhr ins Bett geht, abends allerhöchstens zwei Stunden, je nach Abendprogramm auch weniger. Außer mir geht aber kaum jemand um elf Uhr ins Bett, weshalb Schlafmangel bei allen Teilnehmern keine Seltenheit ist – die Abende in der Torschänke sollen dafür aber sehr unterhaltsam sein.

Regeln & Co.

Die Regelungen sind während der Oberstufenakademie generell natürlich deutlich lockerer – man kann sich bis ein Uhr auf dem Burggelände bewegen – das ist bei der Mittelstufenakademie reglementierter. Dort ist auch Alkohol tabu und kein Thema, während hier (wenn man alt genug ist) an den Abenden doch mal zu alkoholischen Getränken gegriffen wird.

Die Fachkurse

Ein weiterer extrem großer Unterschied ist das generelle Niveau hier auf der Burg in den Fachkursen. Die Themen jetzt gehen – wie schon erwähnt – teilweise deutlich über mein Wissen hinaus und um alles zu verstehen, muss ich mich schon vorher informieren und ggf. während der Freizeit arbeiten, um wirklich gut mitzukommen.

Außerdem muss für den Fachkurs während der Akademie auch noch Verschiedenes selbst erarbeitet werden: die Pecha Cucha, in der man den anderen Fachkursen das eigene Thema erklärt, die etwa zweiseitige Dokumentation, die man über sein Thema verfasst und die Vorbereitung auf den Gästetag, bei welchem man ebenfalls etwas präsentiert. Diese ganzen Präsentationen und andere Ausarbeitungen sind natürlich super viel und extrem anstrengend, doch sie bereiten einen auch wunderbar auf die Uni vor, da man die hier gelernten Kompetenzen dort direkt anwenden an.

Es ist auch cool, dass man viele Betreuer in einem Fachkurs mit zehn Schülern hat (fast einen pro Schüler). Diese können einem viel erklären und sind im Allgemeinen auch echt entspannt. Bei der Mittelstufenakademie hingegen hat man eher einen Frontalunterricht, wo zwei Personen etwas präsentieren – für Leute denen der Aufwand zu viel ist oder die eher schüchtern sind ist das eventuell das bessere Modell.

Musisch-kulturelle Kurse

Bei den musisch-kulturellen Kursen ist das meines Erachtens nach aber anders. Während sich bei der Mittelstufenakademie Hauptkurse und Nebenkurse vom Niveau her kaum unterschieden haben, ist die Auswahl der musisch-kulturellen Kurse auf der Oberstufe deutlich freier und meiner Meinung nach auch entspannter. Bei der Mittelstufenakademie war es zumindest bei mir so, dass der Nebenkurs sehr eng mit dem Hauptkurs zusammenhing. So wirklich vom Hauptkurs abschalten konnte man also nicht. Mit den musisch-kulturellen Kursen ist das anders, weil man auch teilweise Sachen macht, zu denen man sonst nicht die Gelegenheit bekommt – so wie ich jetzt beim Blogging.

Die anderen Teilnehmer

Natürlich ist auch das Verhalten der Burgteilnehmer auf Grund des Altersunterschieds unterschiedlich. Kindliches Verhalten war auf der Mittelstufenakademie deutlich häufiger zu sehen als jetzt hier bei der Oberstufenakademie. Das soll aber nicht heißen, dass die Atmosphäre hier angespannt wäre – im Gegenteil. Was mir bei beiden Akademien sehr gut gefallen hat, ist wie Betreuer und Schüler sich gegenseitig, aber auch untereinander behandeln. Dazu gehört auch, dass sich auf der Burg ausschließlich gedutzt wird. Generell ist die Atmosphäre hier, auch durch Gruppenaktivitäten wie den Kontratanz – sehr locker und ist mit das Beste an der ganzen Akademie.

Selbstständigkeit

Ein Format auf der Oberstufenakademie sind seit dem letzten Jahr die sogenannten Projekte, die auch für Schüler die Möglichkeit bieten, sich an den Angeboten während der Akademie zu beteiligen. Ich selbst habe das Projekt Schachturnier geleitet und auch wenn das kein großer zeitlicher Aufwand war, so nimmt es dennoch Freizeit in Anspruch. Außerdem gibt es auch deutlich aufwendigere Projekte, die von Schülern geleitet werden und die dann mit richtig viel Aufwand verbunden sind. Da man aber in keiner Weise verpflichtet ist, ein Projekt zu leiten und sich die meisten an den eigenen Hobbies orientieren, ist dieser Aufwand gerechtfertigt und etwas, das mir bei der Mittelstufenakademie ein bisschen fehlte.

Und was denken die anderen?

In diesem Blog habe ich euch bis jetzt nur meine eigene Meinung beschrieben. Deswegen habe ich auch andere Personen, die bei beiden Akademien als Schüler waren, gefragt, was denn die größten Unterschiede für sie waren. Größtenteils waren die Eindrücke sehr ähnlich wie bei mir. Dennoch gab es vor allem einen Punkt, der mir nicht sonderlich aufgefallen ist, anderen Teilnehmern aber schon: das generelle Verhältnis der Anzahl von Schülern zu Betreuern. Bei der Oberstufe hat man etwa ein Verhältnis von 40 Schülern zu 40 Betreuern, bei der Mittelstufe eher 60 Schüler zu 20 Betreuer. Auch war das Verhältnis zwischen Betreuern und Schülern ganz anders – was auch darin begründet liegt, dass der Altersunterschied von Betreuern zu Schülern deutlich kleiner ist als bei der Mittelstufenakademie. Außerdem nehmen Betreuer hier teilweise mit den Schülern als Lernende an den musisch-kulturellen Kursen teil.

Was heißt das für dich?

Alles in allem kann man sagen, dass du es dir genau überlegen solltest, dich für die Oberstufenakademie zu bewerben – insbesondere wenn du so jung bist wie ich. Du lernst natürlich echt viel – auch vieles, was du in der Schule nicht lernen würdest – musst aber auch bereit sein, dich sehr intensiv mit einem Thema auseinanderzusetzen.

Außerdem sollte dir bewusst sein, was du überhaupt machen möchtest, denn ich hätte zum Beispiel definitiv keinen Spaß daran gehabt, mich auf diesem Level mit Geschichte auseinanderzusetzen. Bei der Mittelstufenakademie ist dieser Punkt nebensächlicher.

Für mich hat sich der Aufwand aber definitiv gelohnt. Ich habe jetzt und hatte auch letztes Jahr sehr viel Spaß auf der Akademie und ich glaube auch, dass für mich die Oberstufe die richtige Entscheidung war.

Warst du schonmal auf der Burg, vielleicht sogar schon bei beiden Akademien? Schreib uns doch auch deine Erfahrungen – dann können Interessierte, die sich vielleicht noch nicht sicher sind, noch viel mehr darüber lesen.

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